Inbetriebnahme der Doppelspur Uznach – Schmerikon: Start in eine regionale Zu(g)kunft und in ein lokales Verkehrschaos

Mit dem Fahrplanwechsel am Wochenende findet nicht nur ein umstrittenes Bauprojekt, sondern auch die Voralpen-Express Ära für das Seedorf sein Ende.

Inbetriebnahme der Doppelspur Uznach – Schmerikon: Start in eine regionale Zu(g)kunft und in ein lokales Verkehrschaos
Foto: z.V.g.

Der Gemeinderat hat fast zehn Jahre lang mit hohem Aufwand und geringem Ertrag versucht die Auswirkungen dieser zeitgemässen und für die Region wichtigen Infrastrukturbaute für Schmerikon zu lindern. Ungleich waren die Spiesse, gering die Bereitschaft Konzessionen einzugehen um auch Schmerikon auf die Gewinnerseite zu bringen. Für den unvermeidlichen Stau, welcher zukünftig mehrmals täglich das Seedorf lahmlegen wird, deklariert sich die SBB mit bundesgerichtlichem Segen als unzuständig. Der Kanton wiederum, vom Bundesgericht in die Pflicht genommen, erklärt die Regionale Verbindungsstrasse zur einzig möglichen flankierende Massnahme. Mit der Zustimmung der ENHK dazu besteht nun wenigstens Licht am Horizont.

Mit dem Doppelspurausbau Uznach - Schmerikon als Grundvoraussetzung, startet am 10. Dezember ein neues Fahrplankonzept am Obersee Er bringt eine Beschleunigung und halbstündliche Direktverbindung St. Gallen - Rapperswil, eine signifikante Erhöhung der Transportkapazität zwischen Uznach und Rapperswil und einen Halbstundentakt für die Gaster-Gemeinden. Gleichzeitig werden die Busverbindungen insbesondere auf den Konten Uznach auf das neue Angebot auf der Schiene neu ausgerichtet. Die Region Zürichsee-Linth und die Agglo-Obersee haben jahrelang auf dieses Ziel hingearbeitet und dürfen aus übergeordneter Sicht mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Ein Blick in die sozialen Medien und Leserbriefspalten unmittelbar vor diesem Ereignis fördert das Unbehagen der Schmerknerinnen und Schmerkner über den anstehenden Wechsel zu Tage. Bei der Leserschaft entsteht der Eindruck einer untätigen Gemeindeexekutive. Dem ist mitnichten so. Die hohe Anzahl Beschlüsse, Verhandlungen, Medienmitteilung und nicht zuletzt die eingeleiteten Rechtsschritte bis hin zu einer Beschwerde vor Bundesgericht zeugen von einer intensiven Auseinandersetzung des Gemeinderats mit diesem Vorhaben.

Die Publikation im Gemeindeblatt 1/2017 unter dem Titel «Fahrplan 2020: Darum wehren wir uns» fasst den Sachverhalt in einer erstaunlichen Präzision vorausschauend zusammen. Wie geschrieben, so mit vier Jahren Verzögerung eingetroffen: Schmerikon verliert den Direktanschluss nach St. Gallen und über den Damm. Der halbstündlich zwingende und ausgesprochen «schlanke» Umstieg in Uznach von und nach St. Gallen erfordert von den Bahnfahrenden eine sportliche Konstitution, da er jeweils mit einem Perronwechsel verbunden ist. Die wohl wichtigste Verbindung, nach Zürich bleibt unverändert ohne Perronwechsel in Rapperswil bestehen. Längere Fahrzeiten und zusätzliche Umstiege sind für Fahrten in die Innerschweiz und an das linke Zürichseeufer in Kauf zu nehmen. Ein zu verzeichnender Erfolg: auf der Strasse wird das Angebot verdoppelt. Halbstündlich und abgestimmt auf die Ankunft und Abfahrt der Züge in Uznach fährt nun der Bus zwischen den Bahnhöfen Uznach und Schmerikon. Trotz Verlust des Voralpenexpress-Haltes, der schon seit seiner Einführung angekündigt war, verfügt Schmerikon für ein Dorf dieser Grösse nach wie vor über eine gute Erschliessungsgüte - so der Stau nicht den Bus auf der Strasse zum Stehen bringt -.

Schwerwiegender ist jedoch die Auswirkung auf das Strassennetz durch die längeren Schliessungszeiten der Barriere an der Allmeindstrasse, die alleinige Erschliessung des gesamten Siedlungsgebiets südlich der Bahnlinie. Bis anhin führte die Schliessung der Barriere jeweils um zwei bis drei Minuten während der Morgen- und Abendspitzenstunden bereits zu einem Rückstau des Verkehrs bis in die Ortsdurchfahrt. Durch die doppelte Anzahl Zugverbindungen wie bis anhin, wird zukünftig der Bahnübergang 37 Mal an 365 Tagen im Jahr jeweils im Minimum sechseinhalb Minuten geschlossen sein. Dies auch nur bei strikter Fahrplantreue. Dadurch ist ein Verkehrschaos mehrmals täglich unvermeidlich. Unter diesen Bedingungen leiden nicht nur die Verkehrsteilnehmenden, sondern auch die Menschen entlang der Ortsdurchfahrt. Zudem sind südlich der Bahnlinie die Menschen an Leib und Gut gefährdet, da der Zugriff von Blaulichtorganisation in nützlicher Frist eingeschränkt ist.

Vergeblich gelang der Gemeinderat Schmerikon mit einer Beschwerde bis vor Bundesgericht. Dieses bestätigte in ihrem ablehnenden Urteil die vom Bundesamt für Verkehr und dem Bundesverwaltungsgericht vertretene Überzeugung, dass sich die Auswirkungen der längeren Schrankenschliessungszeiten mit flankierenden Massnahmen reduzieren liessen. Sie alle blieben schuldig aufzuzeigen, welche es denn sein sollen. Sie stellen sich vielmehr auf den Standpunkt, zuständig hierfür sei nicht der Verursacher, die SBB, sondern die Strassenträger; Gemeinde und Kanton. Der Kanton hat entgegen der Überzeugung der Plangenehmigungsinstanz und der Gerichte, die Möglichkeit von flankierenden Massnahmen ausgeschlossen und verweist auf den Bau der Regionalen Verbindungsstrasse. Mit Genugtuung nimmt der Gemeinderat zur Kenntnis, dass mit der gestern publizierten Zustimmung der ENHK zur Linienführung südlich von Uznach, die Realisierung wahrscheinlicher geworden ist.

Die Direktanbindung der südlichen Industrie- und Wohngebiete mittels Unterführung an den Autobahnzubringer der A15 ist in der Tat der richtige Ansatz. Die wohl zahlreichen Jahre bis zu möglichen Inbetriebnahme der regionalen Verbindungsstrasse werden belastend. Auf Bestrebungen zur Planung und Umsetzung eines entsprechenden Notfallkonzeptes bis dahin wartet die Gemeinde vergebens.


Dies ist eine Mitteilung der Gemeinde Schmerikon