Die Vier-Generationen-Schiffe LS Stäfa & LS Steinschiff – Teil 1/3

Zum 90. Geburtstag blickt die JMS-Gruppe nicht nur auf die eigene Historie zurück, sondern widmet ihren längsten Weggefährten, den beiden Ledischiffen LS Stäfa und LS Steinschiff, zu diesem Anlass eine dreiteilige Serie.

Die Vier-Generationen-Schiffe LS Stäfa & LS Steinschiff – Teil 1/3

Zum 90. Geburtstag blickt die JMS-Gruppe nicht nur auf die eigene Historie zurück, sondern widmet ihren längsten Weggefährten, den beiden Ledischiffen LS Stäfa und LS Steinschiff, zu diesem Anlass eine dreiteilige Serie.

Von: Bettina Jud, Johann Müller AG

Die Jahre 1909 – 1955

Die Entstehung & Entwicklung der JMS-Gruppe auf und um den Obersee
Bereits im Mittelalter wurde der Beförderung von Gütern über das Wasser eine hohe Bedeutung zugemessen. Im 17. Jahrhundert war der Seeweg der meist genutzte Materialtransportweg. Im 19. Jahrhundert wurden bis zur Inbetriebnahme der Eisenbahnen am Zürichsee Industrie- und Personentransporte zum grössten Teil mit Schiffen durchgeführt. Zwei dieser Schiffe haben die Geschichte der heutigen JMS-Gruppe während Jahrzehnten begleitet.

Von den Anfängen der Schiffe bis zum «Bagger-Schang»

Im Jahre 1909 wurde die heute 110 Jahre alte LS Stäfa in Uerikon aus Holz gebaut und fungierte als Lastschiff mit Ruderantrieb auf dem Zürichsee. Drei Jahre später, 1912, baute Suter/Portier in Meilen das LS Steinschiff, welches Johann Müller – landauf und landab als «Bagger Schang» bekannt – übernahm und für seine selbstständigen Transporte nutzte. 1924 kam auch die LS Stäfa in seinen Besitz und so wurden mit den beiden Ledischiffen bereits vor Gründung der heutigen JMS-Gruppe Kies, Sand sowie weitere Materialien in Richtung Stadt Zürich verschifft.

Die «LS Steinschiff» um 1930 im Hafen von Schmerikon, beladen mit Sandsteinquadern. Gut sichtbar ist die ursprüngliche Holzverkleidung.

Vom «Bagger Schang» bis zur Müller & Co.

Der geschäftstüchtige «Schwimmbaggermeister» Johann Müller heiratete 1925 Josephine Gassmann, Tochter aus dem Hause der Gassmann & Co. in Bäch. Um wie die Gassmanns mit Schwimmbaggern Kies und Sand zu gewinnen, benötigte Johann Müller Geld. Dieses Geld fand er bei seinen Partnern, Nationalrat Paul Müller und Obert Steiner, mit denen er 1929 die «Müller & Co., Sand & Kies, Baggerei» gründete. Als Startkapital wurden die beiden Ledischiffe Steinschiff und Stäfa in die Unternehmung übertragen. In den Steinbrüchen um Bollingen und am Buchberg baute man Felsblöcke ab und verlud diese auf die Schiffe. Mit den Schwimmbaggern – kleine schwimmende Kieswerke – wurden rund um den Obersee Sandmaterialien ausgebaggert. So entstanden beispielsweise die Stampfbucht in Jona, das Hurdnerfeld in Pfäffikon oder die Bätzimatt in Schmerikon. Die Schwimmbagger verluden die Materialien direkt auf die Ledischiffe, welche diese über den See bis nach Zürich transportierten und dort verkauften.

Das Steinschiff voll beladen vor der Rösslihaab in Schmerikon um 1932. Vorne Firmengründer Johann Müller mit seinen Töchtern Josy und Alice.

Noch lange kein altes Eisen

Die Müller & Co., die mittlerweile nach zehn Jahren in den Alleinbesitz von Johann Müller wechselte, wuchs während den Kriegsjahren kontinuierlich weiter. Im Ziegelhof in Schmerikon wurden neben einem Werkstattbetrieb auch eine Wartungsanlage für die Ledischiffe, eine Schmiede und Schlosserei eingerichtet. Bereits 1944 trat mit der 18-jährigen Josy Müller und 1946 mit ihrer jüngeren Schwester Alice Müller die zweite Generation in die Unternehmung ein. Doch wie Johann Müller, waren auch die Ledischiffe, nach vielen Jahren der Benützung auf dem Zürichsee, noch lange nicht altersschwach. Stetige Optimierungen sowie leistungsfähigere Dieselmotoren sorgten für neuen Schwung und mehr Tempo auch auf dem Wasser.

An Land investierte man in Baumaschinen und ging den Kiesabbau an, da die Vorräte aus dem See langsam aber sicher versiegten. 1954 wurde die bisherige Müller & Co. in die Aktiengesellschaft Johann Müller AG, Schmerikon, ab 1969 JMS genannt, umgewandelt. Die dazugekauften Lastwagen wurden zur ernsthaften Konkurrenz der Ledischiffe. Doch man blieb seinen Wurzeln und damit den alten Weggefährten auf dem Wasser treu. Nach gut 46 Jahren im täglichen Einsatz wurde die LS Stäfa modernisiert und 1955 vom Holz- in ein Stahlschiff umgebaut. Die alte Startanlage mit Druckluft und Glühpapier ersetzte man durch einen modernen Detroit Diesel mit sechs Zylindern, elektrische Anlasser und hydraulische Wendegetriebe folgten. Dank des Umbaus zählte die LS Stäfa von nun an zu den schnelleren Schiffen auf dem Zürichsee – ganz zum Stolz der Eigentümer.

Auslad von Sand ab dem mittlerweile motorisierten Ledischiff «LS Stäfa» am unteren Zürichsee, um ca. 1940.

Nachhaltige Ledischiffe – seit jeher

Dass die Ledischiffe solange genutzt wurden und auch heute noch täglich im Einsatz stehen, kommt allerdings nicht von ungefähr: bis zu 13 Lastwagenfuhren mit je 40 Tonnen,  können dank einer einzigen Schiffsfahrt eingespart werden. Im Jahr 2018 wurden von der JMS-Gruppe auf dem Zürichsee 69‘963 Liter Diesel respektive 184 Tonnen CO2 beziehungsweise 133‘150 Strassen-Kilometer eingespart, was mehr als dem dreifachen Erdumfang entspricht. Der Bezug zur Nachhaltigkeit war bereits in frühen Jahren für die Eigentümer ein wichtiger Aspekt, auf den auch heute noch besonders grossen Wert gelegt wird.

Lesen Sie im zweiten Teil der Serie – Ende Mai – was in den Jahren nach dem grossen Umbau zwischen 1955 und 1993 passierte, wie der Generationenwechsel vonstatten ging und wie es die Johann Müller AG geschafft hat kontinuierlich zu wachsen.


Dieser Beitrag ist auch auf dem Blog https://nachhaltig-natuerlich.ch abrufbar.